Siedlung Schwarzer Weg & Wittenberger Weg
Eine Siedlung in der Stadt Düsseldorf sucht nach Ideen und Antworten für zukünftige neue Nutzungen und Angebote. Aufgabe war es, ein Konzept eines zukünftigen städtischen Lebensraumes zu entwickeln. Dafür war es von großer Bedeutung, die Eigenheit dieses Ortes zu verstehen und Spuren zu finden, wie und was mit diesem Ort geschehen könnte.
Die Siedlung liegt im Süden Düsseldorfs im Stadtteil Garath an der Grenze zu Benrath. Eingefasst in einem Dreieck zwischen Bahntrasse und der Autobahn A59 erstreckt sich das Grundstück der Siedlung über eine Fläche von ca.10 ha, überwiegend bebaut mit zweigeschossigem, bereits saniertem sozialen Wohnungsbau aus den 50er/60er Jahren.
Was sind die Gegebenheiten des Bestandes, die materiellen und ideellen Merkmale des Ortes? Was ist im Bestand in Ordnung, was Schutzes bedürftig oder würdig und muss oder soll folglich bleiben bzw. nur geringfügig verändert werden? Welche Auswirkungen sind zu erwarten bzw. gewünscht durch die Realisierung der Planung? Wie sind die Planungsziele und Maßnahmenkonzepte planerisch umzusetzen? Wie stellen sich Lösungsangebote mit welchen Alternativen dar?
Entlang fünf identifizierter Leitthemen entwickelten wir verschiedenste Maßnahmen, die das Leben in der Siedlung auf vielfältige Weise ergänzen und bereichern sollen.
1. Bürgerbeteiligung
Ziel des Bürgerprozesses ist es, die Siedlungsentwicklung zu fördern und gleichzeitig neue Strategien und Konzepte zu erschließen. Dabei gilt es, die Siedlung gemeinsam mit den Bürgern zu analysieren, übergeordnete Leitbilder zu erarbeiten und daraus für strategische Handlungsfelder geeignete Projekte und Maßnahmen abzuleiten.
Ein leerstehendes Gebäude innerhalb der Siedlung im Wittenberger Weg wird schrittweise zu einem Siedlungshaus umgenutzt und als öffentlicher Treffpunkt und Begegnungsort für alle nutzbar gemacht. Das Gebäude stellt einen aktiven Beitrag zur Entwicklung der Siedlung dar und fungiert als prozessbegleitende sowie öffentliche Anlaufstelle für die Bewohner.
Gute Stadtentwicklung benötigt vielfältige Impulse. Dazu zählen auch die gemeinnützigen Initiativen einer Zivilgesellschaft, die sich am Gemeinwohl orientiert und sich diesem widmet. Damit sind Bewohner einer Stadt, einem Stadtteil oder einer Siedlung gemeint, die sich über ihre eigenen Interessen hinaus für ein Quartier, einen Park oder auch eine Immobilie einsetzen.
2. Verdichtung
Das Addieren von Neubauten innerhalb der Siedlung erfolgt über Wohntürme, die sich an vier unterschiedlichen Stellen befinden. Die Wohntürme verfügen über eine nördliche Erschließung und mehrere Wohnformen für Singles, Studenten, Familien sowie Wohngemeinschaften. Die Wohntürme haben das Ziel, die Siedlung zu verdichten und neue Personen ins Quartier zu bringen.
Die Aufstockung bestehender Wohnhäuser bildet eine weitere Maßnahme der Verdichtung. Hierbei werden die vorhandenen Häuser um ein weiteres Geschoss ergänzt, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Alternativ zur Aufstockung oder in Kombination besteht auch die Möglichkeit eines Glasanbaus, der die Funktion eines gemeinsamen und verbindenden Aufenthaltsortes erfüllt.
Eine weitere Maßnahme der Verdichtung ist die Erweiterung der Bestandsbauten in Form modularer Anbauten. Deren Funktion ist es, ein homogenes äußeres Erscheinungsbild der Siedlung zu schaffen. Die Art der Nutzung ist hierbei variabel und den Bewohnern freigestellt. Ziel ist es ebenso, die bisherige Einfriedung mittels Zäunen durch eine grüne Gestaltung zu ersetzen.
3. Ergänzung
Der überwiegende Teil der Wohnhäuser auf dem Grundstück der Siedlung entstand Mitte der 1960er Jahre. Aufgrund dessen weisen die Gebäude signifikante bauphysikalische Mängel auf. Daher ist eine energetische Sanierung der Gebäude durch bauliche Maßnahmen zwingend erforderlich. Hierzu zählen vor allem Maßnahmen zur Wärmedämmung von innen oder außen.
Farbe hat großen Einfluss auf einen und ist in der Architektur enorm wichtig. Farbe wirkt sich nicht nur auf die Optik und den Stil eines Ortes oder Raumes aus, sondern auch auf das Wohlbefinden derer, die sich in ihm befinden. Farbe kann einem Ort und Raum eine ganz eigene Persönlichkeit und Atmosphäre verleihen (gestalterische Sanierung).
In einer Zeit des Klimawandels, der auslaufenden Ressourcen und der vielen noch ungenutzten Chancen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung ist es wichtig, Zeichen zu setzen für die Nutzung regenerativer Energieträger. Die Siedlung bietet mit ihren zahlreichen Wohnhäusern genügend Dachflächen und hat das Potential, zu einer Solarsiedlung weiterentwickelt zu werden.
4. Freiraumgestaltung
Die Streuobstwiese als Maßnahme der Platzgestaltung prägt, gestaltet, bereichert und belebt auf einzigartige Weise das Erscheinungsbild eines Raumes und verleiht dem Standort ein charakteristisches Aussehen. Sie verbindet den Ort harmonisch mit der umgebenden Landschaft und ermöglicht vielfältige Erlebnisse und bleibende Eindrücke für die umliegenden Bewohner des Ortes.
5. Mobilität
Die Straße als Aufenthalts- und Begegnungsort für Bewohner eines Quartiers ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr verloren gegangen. Eine temporäre Spielstraße ist ein einfaches Instrument, um die Straße gelegentlich wieder anders zu nutzen, mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen und ein lebendiges Quartiersleben zu aktivieren.
Die Zerschneidung von Lebensräumen durch das Wege- und Straßennetz hat große Auswirkungen auf den Naturraum und das Stadtbild. Um der Zerschneidung und Zerstückelung einer Landschaft entgegenzuwirken, ist die Wiedervernetzung zerschnittener Lebensräume und das Schaffen von Wanderkorridoren von großer Bedeutung, in diesem konkreten Fall durch die Schaffung einer grünen Fußgängerbrücke.