Rheinisches Zukunftsrevier

Rheinisches Zukunftsrevier ⏤ Ein neues Land entsteht

Kategorie: Master, SeminarZeitraum: 2020Betreuer*innen: Prof. Dr. Wolfgang Wackerl

Das Rheinische Revier ist mit etwa 55 Milliarden Tonnen nicht nur die größte zusammenhängende Braunkohlelagerstätte, sondern auch in ihrem Charakter und in ihrer gewaltigen räumlichen Ausdehnung einzigartig für ganz Europa. Seit Jahrzehnten vollziehen sich hier im Zuge der Braunkohletätigkeit und anschließenden Rekultivierung tiefgreifende räumliche Umstrukturierungsprozesse, die zu großen Landschafts- und Raumveränderungen führen. Vor dem Hintergrund des beschlossenen Kohleausstiegs und des daraus resultierenden Strukturwandels gewinnt dieser räumliche Transformationsprozess heute zusätzlich an Dynamik. Die grundlegenden Veränderungen im Rheinischen Revier führen nicht nur zu großen Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung. Sie implizieren auch die besondere Chance einer zukunftsfähigen Neuordnung und Gestaltung des Raumes. Innerhalb des Rheinischen Reviers haben sich die drei Städte Bergheim, Bedburg und Elsdorf frühzeitig auf den Weg gemacht, diese Chance einer Neugestaltung ihres gemeinsamen Raumes im Kontext des Strukturwandels zu nutzen. Unter dem Titel :terra nova wurde bereits im Rahmen der REGIONALE 2010 – einem Strukturförderprogramm des Landes NRW – ein erster Masterplan für ein „neues Land“ zwischen dem Tagebau Hambach in Elsdorf und dem Kraftwerksstandort Bergheim- Niederaußem entworfen. Die Gestaltung der nördlichen Tagebaukante Hambach mit einem öffentlich zugänglichen Forum sowie die Realisierung einer über 10 km langen kreuzungsfreien Freiraumtrasse („Speedway“) durch die Energielandschaft bildeten erste Impulsprojekte. Darauf aufbauend soll der „KRAFTRAUM :terra nova“ nun in den nächsten Jahren zu einem beispielhaften Modell- und Demonstrationsraum für das sogenannte „Rheinische Zukunftsrevier“ und eine avisierte Internationale Bau- und Technologie-Ausstellung (IBTA) werden. Vor diesem Hintergrund erarbeiteten Master-Studierende der Alanus Hochschule für diesen Modellraum gemeinsam Strategien einer „gemeinschaftsorientierten Projektentwicklung“. Dabei wurden anhand selbstgewählter Projektstandorte impulsgebende Konzepte konkretisiert, die inhaltlich-programmatische Ansätze mit baulich-räumlichen Gestaltungsmaßnahmen und strategisch-organisatorischen Überlegungen kombinieren.

Innovationsstandort & Forschungscampus Niederaußem
Sina Krahe, Manuel Küster, Jedrek Suchar, Leonie Westermann
Innovationsstandort & Forschungscampus Niederaußem
Sina Krahe, Manuel Küster, Jedrek Suchar, Leonie Westermann
Kraftwerksstandort Bergheim-Niederaußem
Innovationsstandort & Forschungscampus Niederaußem
Sina Krahe, Manuel Küster, Jedrek Suchar, Leonie Westermann

Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung beschreibt eine nachhaltig angelegte Projektentwicklung, die über die bloße Kombination der Produktionsfaktoren Boden, Nutzung / Projektidee und Kapital deutlich hinausgeht. Es geht nicht um die kurzfristige Gewinnmaximierung des/der Projektträger/in, sondern um die nachhaltige Entwicklung von Projekten, die für die Gemeinschaft und Gesellschaft insgesamt von Wert sind und Sinn stiften. Projekte dieser Art erfordern das Engagement und die aktive Mitgestaltung vieler Akteureinnen. Aufgabe des gemeinwohlorientierten Projektentwicklers ist es daher, eine gleichermaßen tragfähige wie innovative Prozessarchitektur zu entwerfen, die nachhaltig Qualität sichert und die Kreativität vieler freisetzt. Die Module des Lehrgebietes sind innerhalb des Masterstudiengangs Architektur angesiedelt und umfassen die gesamte Bandbreite der strategischen Projektentwicklung von der Initiierung einer zukunftsfähigen Projektidee bis hin zum Aufbau einer dauerhaften Trägerstruktur. Im Rahmen des Seminars erlernen die Studierenden selbstständig und in eigener Handschrift Konzepte zu entwickeln und anschaulich zu präsentieren. Diese Prinzipien und Ansprüche einer gemeinschaftsorientierten Projektentwicklung wurden auf den „KRAFTRAUM :terra nova“ und darin liegende Impuls-Projekte übertragen.

terra nova – Bioraffinerie Zuckerfabrik Elsdorf
Nicolas Di Prima, Christin Mundorf

Die Bandbreite der Arbeiten reichte dabei von der Entwicklung neuer Lernorte und -landschaften innerhalb einer sich wandelnden Energie- und Industrieregion (Schloss- Campus Paffendorf, Forum :terra nova) bis hin zu neuen Stadtquartieren (Ressourcenschutzsiedlung Bedburg-Kaster) und impulsgebenden Innovationsquartieren (Zuckerfabrik Elsdorf – Food Campus, Innovationsstandort und Forschungs- Campus Niederaußem). Dabei galt es, am Beispiel des sich im Rheinischen Reviers vollziehenden Wandels Antworten zu finden, wie ein Einstieg in langfristig tragfähige Entwicklungen gelingt, ein stufenweiser Auf- und Ausbau von Projekten organisiert werden kann und durch überzeugendes „story telling“ bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt Partnerinnen und Unterstützerinnen für ein gemeinschaftsorientiertes Vorhaben gewonnen werden können.

terra nova – Bioraffinerie Zuckerfabrik Elsdorf
Nicolas Di Prima, Christin Mundorf