magLAB

magLAB ⏤ Der Einstieg in den Master

Kategorie: Master, SemesterprojektZeitraum: 2020Betreuer*innen: Prof. Willem-Jan Beeren, Prof. Dr. Florian Kluge, Prof. Dr. Wolfgang Wackerl
Akademie für Internationale Bildung Bonn (aib) // Manuel Küster, Jedrjez Suchar

DAS EINSTIEGSMODUL IM MASTER ARCHITEKTUR

Das magLAB ist das zentrale Einstiegsmodul in das Masterstudium Architektur an der Alanus Hochschule. „mag“ steht für „Mensch – Architektur – Gesellschaft“ und spannt in mehrfacher Hinsicht einen weiten Bogen: Inhaltlich thematisiert die Veranstaltung die Rolle der Architektur zwischen menschlich-individuellen und gesellschaftlich-allgemeinen Bedürfnissen anhand konkreter Entwurfsaufgaben. Methodisch geht es darum, aus der Analyse eines komplexen Sachverhalts innerhalb eines größeren Sinnzusammenhangs ein architektonisches Konzept zu entwickeln, das zugleich die Bedingungen von Projektstandort und Akteurslandschaft reflektiert.

DAS MAGLAB IST DAS WILLKOMMENSMODUL!

Da sich die Studierendengruppe aus Bachelor-Absolventen der Alanus Hochschule und anderen Hochschulen zusammensetzt und der Beginn des Masterstudium eine Zäsur in der Bildungsbiografie
darstellt, wird im magLAB ausreichend Raum gegeben für das gegenseitige Kennenlernen unterschiedlicher Lernkulturen und für die Reflexion eigener Fragestellungen. Welche Gestaltungsräume bietet mir die Alanus Hochschule? Was will ich mit dem Masterstudium erreichen, wo sehe ich meine Schwerpunkte? Welche Fähigkeiten und Kenntnisse habe ich mit dem Bachelor-Studium erreicht, wo erlebe ich noch Defizite?

DAS MAGLAB IST DAS AUSTAUSCHMODUL!

Im magLAb wird in besonderem Maße der Austausch mit hochschulexternen Partnern gesucht. Noch mehr als im Bachelor ist es Ziel, den eigenen Campus (gedanklich und real) zu verlassen, sich praxisorientierten Aufgaben zu stellen und mit verschiedensten Partnern zusammenzuarbeiten. Dies können andere Hochschulen, Stiftungen, Planungsbüros, Kommunen, Initiativen, Bürgergruppen, ProjektmacherInnen oder KünstlerInnen sein. Dies kann aber auch die Teilnahme an Wettbewerben, Exkursionen, künstlerischen Interventionsprojekten, Symposien, internationalen Tagungen oder interdisziplinären Workshops sein.

DAS MAGLAB IST DAS PROZESSMODUL!

Im gesamten Masterstudium, aber insbesondere im magLAB werden die Prozesskompetenzen der Studierenden gefordert und gefördert. Neben der konkreten architektonischen und städtebaulichen Raumgestaltung stehen in allen Projekten auch Aspekte der Prozessgestaltung und Akteursorientierung im Fokus der Studienprojekte. Denn Architektinnen benötigen Gestaltungskompetenz nicht nur für Objekte, sondern auch für Prozesse. Sie müssen zwischen einer stetig wachsenden Zahl Projektbeteiligter vermitteln, unterschiedlichste Professionen zusammenführen, tragfähige Projektstrukturen entwickeln, die Bürgerinnen beteiligen, Baugruppen begleiten sowie Planungs- und Bauverfahren moderieren.

DAS MAGLAB IST DAS FREIE MODUL!

Das magLAB fokussiert demnach mehr auf die zu erlernenden Kompetenzen als auf bestimmte inhaltliche Schwerpunkte und genießt große Freiheit in der Entwicklung verschiedener Themenstränge und Lehrformate. Durch die Kooperation mit dem Schulverwaltungsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf lag der Fokus in den letzten Jahrgängen auf dem Thema Schulbau und Lernlandschaften. Da nicht alle Studierenden im Master im sog. praxisintegrierten Modell studieren (parallele Ausbildung in der Schulbauverwaltung), wird der thematische Rahmen weit gesetzt. Prinzipiell werden keine ausgearbeiteten Aufgabenstellungen herausgegeben, sondern die Studierenden darin unterstützt, innerhalb des thematischen Rahmens ein eigenes Projekt zu formulieren. Dazu gehört i. d. R. auch die Suche nach einem geeigneten Standort, die Entwicklung eines Anforderungsprofils, Raumprogramms und Funktionsdiagramms. Begleitet wird die Arbeit auch durch die parallel stattfindenden Veranstaltungen im Bereich Projektmanagement (mit z. B. einer Projektstrukturplanung) und Projektentwicklung (mit z. B. einem Träger-Betreiber-Modell).

Experimentelle Entwicklung neuer Lernlandschaften

THEMEN UND PROJEKTE IM HS2019/2020

Im Herbstsemester 2019/2020 haben die Studierenden unter dem Titel „Lernlandschaften“ unterschiedliche Lernorte bearbeitet: Neben vier Düsseldorfer Schulen wurden eine Jugendfarm, ein Tagungshaus, eine internationale Akademie, ein Sportvereinsgelände und eine Bibliothek unter die Lupe genommen. Ziel war es, Ort, Gebäude und Beteiligte zu verstehen, Stärken und Schwächen herauszuarbeiten, Bedarfe zu erkennen und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dies konnten unterschiedlichste bauliche Veränderungen sein, aber auch organisatorische oder strukturelle, wie etwa ein neues Träger-Betreiberkonzept oder flexibilisierte Nutzungskonzepte.

Beispielsweise untersuchte die Arbeit von Manuel Küster und Jedrzej Suchar das räumliche Optimierungspotential der Akademie für Internationale Bildung am Standort Wilhelmstrasse, Bonn. Hier galt es, ausländischen Studierenden, die für einige Zeit in Bonn leben und studieren, in den beengten Platzverhältnissen kommunikative Räume anbieten zu können. Neben einer Umverteilung der Funktionen wurden durch gezielte Ein- und Anbauten eine überschaubarere Erschließung, weitere Seminar- und Lernräume und ein Mehrzweckraum für Präsentationen und Vorträge möglich.

Für die Grundschule Unter den Eichen 26 in Düsseldorf-Gerresheim entwarfen Hayriye Bostanci und Sinem Öztürk ein neues Raumkonzept. Die KGS ist typologisch eine klassische mehrgeschossige Flurschule, der es räumlich an einer Mitte, aber auch an flexiblen, mehrfach nutzbaren Flächen fehlt. In einem behutsamen Umbaukonzept schlagen die Verfasserinnen unter anderem eine teilweise Aufweitung der Flurflächen vor und eine Neuorganisation der Funktionen. Neben den strukturellen Änderungen entwickelten sie auch Ideen zur gestalterischen Aufwertung der Innenräume und Vergrößerung der pädagogisch zur Verfügung stehenden Flächen.

Neben der Entwurfs-Arbeit an den Lernlandschaften ließen die Beteiligten regelmäßig den Blick über den Tellerrand hinaus schweifen, z.B. durch folgende Programmpunkte:

  • Exkursion zum Waldpädagogik-Programm auf der ehemaligen Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen
  • Besuch der Kükelhaus-Ausstellung „Phänomania“ auf Zollverein, Essen
  • Besuch des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des „Schoollab“
  • Besichtigung des außerschulischen Lernorts „:metabolon“ in Lindlar
  • 24-Stunden-Stegreif in gemischten Teams: In kurzer Zeit eine kompakte Aufgabenstellung bewältigen und auf den Punkt bringen
  • Ein-Tages-Workshop zur Frage, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf den jeweiligen Lernort hat.
Besichtigung des außerschulischen Lernorts „:metabolon“ in Lindlar


In der Summe galt es, die Vielfalt der pädagogischen Fragen, Anforderungen und Raumkonzepte zu verstehen und daraus eigenständig im Rahmen des eigenen Projekts zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.

FAZIT

Ansätze, Methodik und Ergebnisse des magLABs zeigen, wie wichtig und wie fruchtbar ein ganzheitlicher und integraler Ansatz in der Architekturentwicklung ist. Architektur als Raumgestaltung und -konstruktion bezieht sich immer auf gesellschaftliche Fragestellungen und entwirft konkrete Lösungsansätze. Diese zeigen die Haltung der Verfasserinnen gegenüber der aufgeworfenen Fragestellung. Sie formulieren gestalterische und architektonische, aber auch soziale, ökonomische und ökologische Positionen. Sich des Zusammenhanges zwischen eigener Haltung und den Möglichkeiten der Architektur bewusst zu werden, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum/zur (Prozess)Architektenin.