#CULTORHALL

#CULTORHALL – Revitalisierung der denkmalgeschützten Rheinlandhalle in Köln-Ehrenfeld 

von Mehtap KitapciKategorie: Master, AbschlussarbeitZeitraum: FS2021Betreuer*innen: Prof. Willem-Jan Beeren, Prof. Dr. Florian Kluge

Verortung 

Ehrenfeld liegt im Westen von Köln angrenzend an den Stadtbezirk Innenstadt (Stadtteil 4) und befindet sich westlich von Köln. Ehrenfeld hat knapp 38.500 Einwohner und umfasst eine Gesamtfläche von 3.721 km². Im groben ist der Ortsteil von Menschen aller Welt bewohnt und sehr durchmischt. 

Der Stadtteil hat sich in den letzten 200 Jahren mehrmals fundamental gewandelt: Von nahezu unbebautem Ackerland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Industrie- und Arbeiterstadt im Kölner Westen hin zum Wohnviertel mit künstlerischem und multikulturellem Flair. 

In den 1990er Jahre entdeckten Künstlerinnen und Künstler die brach liegenden Industriebauten wie auf dem Heliosgelände und richteten ihre Ateliers und Werkstätten ein. Eine lebendige Kulturszene entstand. 

Das Heliosgelände befindet sich am Rande des Bezirkszentrums Köln-Ehrenfeld und hat eine Größe von rund 4 ha. 

Das Heliosgelände ist Teil eines größeren Bereichs, der sich als ehemaliges Industriegebiet heute in einer grundlegenden Umstrukturierung befindet und ein eigenes Profil noch nicht gefunden hat. Teilweise findet in der Umgebung noch eine gewerbliche Nutzung statt, es wurden Teilflächen aber bereits zu Büros („Vulkan- Gelände“), Lofts oder zu Standorten für Discounter umgenutzt. 

Bestandsanalyse

Der Gebäudekomplex besteht aus fünf miteinander verbundenen Komponenten welche alle außenseitig durch das Heliosgelände erschlossen werden. 

Durch die innenliegende Aufteilung findet die Erschließung aktuell über sechs Treppenhäusern statt. 

Die mittlere Halle – hier bezeichnet als Gebäudeteil C – mit ihrem Glasdach weist den größten Flächenanteil des Komplexes auf. 

Die Seitenflügel A und B umschließen den Trakt C und sind in ihren Größen in etwa gleich. Sie weisen jeweils zwei Treppenhäuser am Kopf und in der Mitte des Riegels auf. 

Im nördlichen Bereich befindet sich der Trakt D. Dieser wird hauptsächlich durch das westliche Treppenhaus erschlossen. Im Osten, neben dem Gebäudeteil D, befindet sich der sogenannte Heliosturm. Durch das Treppenhsaus des Turmes sind die Riegel D und B zusätzlich erschließbar. Einen Zugang zur Halle hat das Treppenhaus des Turmes nicht. 

Um die Rheinlandhalle umlaufend bilden sich Freiräume unterschiedlicher Art aus. 

Der Bereich I bildet hierbei den Vorplatz. Er ist die direkte Verbindung zum Ehrenfeldgürtel und damit auch elementarer Bestandteil der infrastrukturellen und repräsentativen Erschließung. 

Auch der Bereich II wird zukünftig eine ähnliche Funktion übernehmen. Der Platz vor dem Heliosturm bekommt eine direkte Erschließungs- und Sichtverbindung zur Venloer Str. und dem Bahnhof Ehrenfeld. 

Die mit III bezeichneten Zonen sind Verteil- und Verbindungsflächen rund um die Rheinlandhalle. 

Die mittelere Halle und ihre beiden flankierenden Seitenflügel weisen mit ihrer süd-östlichen bzw. süd-westlichen Ausrichtung optimale Möglchkeiten zur Belichtung innerhalb der Gebäufetrakte auf. 

Vor allem das gläserne Dach der großen Halle eröffent viele Optionen das Potential des Tageslichtes im Inneren des Gebäudes zu nutzen. 

Konzept

DAS HERZSTÜCK 

Der Bezirkszentrum zieht sich, wie in der Analyse bereits festgestellt entlang der Venloerstraße. Jedoch gibt es trotz der vielen Mischnutzungen kein Herzstück, wo sich Menschen versammeln und verweilen können. Mein Ziel ist ein einen Ort zu schaffen, der zum Treffpunkt aller wird, mit hoher Aufenthaltsqualität. Ein Ort wo Wohnen,Bildung, Arbeiten und Kultur vereint wird. Ein Herzstück, welches die Bedürfnisse aller deckt. 

GEMEINSCHAFT & VERNETZUNG 

Der Gemeinschaftsgedanke soll Prozessdurchgehend einen großen Einfluss auf die Nutzungsverteilung und die Planung im Allgemeinen haben. Die Mischung von Nutzungen – Wohnen – Arbeiten und Kultur ist wichtig für die Gestaltung urbaner und lebendiger Quartiere. Vor allem fehlt es in urbanen Räumen an bezahlbarem Wohnraum. Je mehr Akteure sich zusammen setzen desto mehr können sie qualitative Orte gemeinsam schaffen. 

BEHUTSAMER UMGANG 

Der behutsame Umgang und die Reaktivierung von Geschichte ist wichtig für die Baukultur. Der Denkmal und das Wahrzeichen Ehrenfelds sollte für alle zugänglich sein, denn sie ist es seit langer Zeit nicht mehr. 

Im Laufe der Jahre sieht die heutige Fassade eher wie ein Flickenteppich aus, als wie ein denkmalwürdiges Gebäude. 

Sowohl inhaltlich als auch die Außenkanten des Gebäudes sollten aufgewertet werden. Zum einen mit der Zugänglichkeit der Öffentlichkeit, zum anderen mit der Ästhetik des Gebäudes, die wieder rekonstruiert werden soll. 

KLIMA & NACHHALTIGKEIT 

Nachhaltigkeit bedeutet für mich nicht nur begrünte Dächer, sondern so viel mehr. Kurze Wege, Wassereinsparung, Teilen, nicht zu viel konsumieren gehört auch dazu. 

Ein solch zentraler Standort sollte durch ein ausgeklügeltes Konzept im Dauerbetrieb sein. Solche Ziele kann man jedoch nur verfolgen, wenn Standorte sowohl Morgens als auch Abends aktiviert sind. Auch ist es wichtig, die Mobilität und die Freiräume bezüglich der Energiegewinnung in Frage zu stellen. Beispielsweise Regenwassernutzung. 

Bauliche Entwicklung

Die Giebelwand wurde entfernt, um eine Erschließung der inneren Halle zu Gewährleisten. 

Den Seitenriegeln werden dadurch neue Möglichkeiten geöffnet. 

Durch die Entnahme zweier „Blöcke“ beider Seitenriegel, wird zum einen eine neue Sichtbeziehung vom neuen Kulturbaustein zu den Bahnbögen geschaffen und zum anderen wird die Halle in den städtebaulichen Kontext besser integriert. 

Der Trakt D hat eine Nordausrichtung, welche die Aufenthaltsqualität der heutigen Nutzungen stark beeinträchtigt. Im Falle einer Umnutzung wäre der gesamte Trakt, in ihrem jetzigen Zustand nicht nutzbar für Wohneinheiten. Fluchtend zur Unterführung wird das Dach entnommen, welches dem Trakt D eine Südausrichtung ermöglicht und gleichzeitig entsteht ein neuer Raum unter der Halle.

Ziel der Arbeit ist es ebeso einen behutsamen Umgang mit der Halle anzugehen. Deshalb werden beidseitig Laubengänge in die Halle eingeschoben. Der Vorteil der weiten Halle wird insofern genutzt, dass die Laubengänge knapp 3 m breit sind. Neue Sichtbeziehungen zwischen den Trakten entstehen und die Laubengänge können zusätzlich als „Balkon“ von den zukünftigen Nutzern benutzt werden. 

Ein weiteres Element wird in die Halle eingeschoben, welches das Herzstück der Halle ist. 

Durch die Eingriffe wird die massive Halle aufgelockert und reagiert auf den städtebaulichen Strukturwandel des Standortes. Fluchten und Sichtbeziehungen entstehen. 

Lageplan