Ein Alanus-Botschafter für die Region

Ein Alanus-Botschafter
für die Region

Seit 2020 ist Dr. Wolfgang Wackerl Honorarprofessor für gemeinwohlorientierte Projektentwicklung im Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule. Im Gespräch mit Christian Reinecke erzählt er über seine Motivation, im Fachbereich zu lehren und zu forschen und warum er gerne im Dreck wühlt:

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Wackerl
Honorarprofessor für gemeinwohlorientierte Projektentwicklung

Büro für Stadtplanung und strategische Projektentwicklung, Köln
Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Regionale Raumentwicklung, gemeinwohlorientierte Projektentwicklung, nachhaltige Quartiersentwicklung

Exkursion Metabolon – Gärten der Technik, Lindlar

LIEBER WOLFGANG, DU BIST NICHT NEU AN DER HOCHSCHULE, ABER ES HAT SICH DOCH ETWAS VERÄNDERT. ERZÄHL MAL!

Ich habe mittlerweile eine Honorarprofessur für gemeinwohlorientierte Projektentwicklung. Dadurch kann ich noch intensiver mit Studierenden und der Hochschule zusammenarbeiten. Die Besonderheit besteht darin, dass ich in Seminaren und Betreuungen Projekte und Strategien, an denen ich im Büro arbeite, mitbringe und dadurch einen hohen Praxisbezug im Studium herstellen kann. Das kann jetzt noch regelmäßiger stattfinden, auch in der Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten. Außerdem denke ich, dass das eine gute Situation sowohl für die Hochschule als auch für die Projekte ist. Studierende sind in ihren Ideen und Ansätzen viel freier. Wir beschäftigen uns oft mit langfristigen Projekten, mit Strategien für die nächsten 30 Jahre, da macht es großen Sinn von Anfang an möglichst visionär zu denken. Gleichzeitig ist es gut für die Studierenden, dass ihre Arbeit nicht nur für die Dokumentation im Regal gedacht ist, sondern in der realen Welt Resonanz findet.

HAST DU DAS GEFÜHL, DASS DU DICH SEIT DER PROFESSUR VERÄNDERT HAST?

Ich hoffe nicht! Ich benutze den Titel nicht sehr offensiv, manche Kolleg*innen sagen mir, dass ich das ruhig öfters mal erwähnen sollte, dass ich jetzt Professor bin. Manchmal merke ich im Berufsalltag, dass manche Menschen einen tatsächlich ernster nehmen, wenn man einen bestimmten Titel trägt. Das habe ich auch beim Doktortitel beobachtet, dass manche denken, dass ich damit klüger wäre, was natürlich ein Schmarrn ist…  Was ich versuche, ist als Professor  ein Botschafter für die Alanus Hochschule zu sein. Ich bin jetzt nicht mehr nur Partner sondern auch Vertreter der Hochschule. Dadurch sehe ich mich auch stärker in der Verantwortung der Hochschule und den Studierenden gegenüber, neue Perspektiven mit spannenden Projekten zu eröffnen und die Hochschule in der Region noch bekannter zu machen..

DU FORSCHST UND LEHRST IM BEREICH DER GEMEINWOHLORIENTIERTEN PROJEKTENTWICKLUNG. IST DAS EIGENTLICH DAS, WAS DU SCHON IMMER MACHEN WOLLTEST?

Nein, damals hätte ich mir unter dem Begriff sicherlich nichts vorstellen können. Während der Schulzeit habe ich aber schon recht früh gemerkt, dass es mir großen Spaß macht mit Leuten zu kommunizieren, ganz verschiedene Menschen zusammen zu bringen und gemeinsam was auf die Beine zu stellen. Mein Freundeskreis besteht aus verschiedenen Charakteren, die ich gerade in ihrer Unterschiedlichkeit sehr schätze. Unterschiedliche Sichtweisen zusammenbringen und dann etwas gemeinsam machen, nicht nur das Entwerfen sondern auch gemeinsam was msetzen, Orte verwandeln, so dass sie verschieden genutzt werden können und gemeinwohlorientiert sind, das fasziniert mich schon lange. Dazu kam früh das Interesse für künstlerisch-gestalterisches Arbeiten kombiniert mit meiner Leidenschaft für Grün und Landschaft. Ich habe nach der Schuleeine Lehre im Garten- und Landschaftsbau gemacht, das sind  Themen die mich interessiert haben und die auch heute noch eine wichtige Rolle spielen. Heute haben wir viel mit Projekten zu tun, die sich mit grünen Themen wie nachwachsenden Rohstoffen, Energie und Recycling beschäftigen. Beispielsweise wie Deponien, Orte des Wegwerfens zu Orten der Innovation werden können. 

bio innovation Park Meckenheim // Luis Klocke

DU HAST IN DEINEM LETZTEN INTERVIEW ERZÄHLT, DASS DU DIE LEHRE RAUS AUS DEM CAMPUS HOLEN MÖCHTEST. WIE BIST DU DAS SEITDEM ANGEGANGEN?

Das fängt damit an, dass wir uns mit Projekten beschäftigen, die ich über das Büro schon kenne und dass wir dann dort auch wirklich hinfahren, uns mit der Situation und den Menschen vor Ort beschäftigen und das Arbeiten vor Ort organisieren. Ich unterstütze die analoge Auseinandersetzung mit einem Ort, das Fühlen, Sehen und Schmecken von Standorten mit beiden Händen in der Erde, dabei entstehen einfach andere Ideen und Konzepte. Wenn Corona vorbei ist, will ich mit den Studierenden wieder mit den Händen möglichst oft vor Ort und im„Dreck“ wühlen. Das Spüren des Ortes, die unmittelbare Erfahrung ist eine ganzheitliche Herangehensweise an das Entwerfen, die meines Erachtens nach auch sehr gut zur Alanus passt.

Innovationsstandort Forschungscampus Niederaussem // Leonie Westermann, Jedzrej Suchar, Sina Krahe, Manuel Kuester

WOHIN WIRD DIE REISE MIT DIR IN DEN KOMMENDEN JAHREN NOCH GEHEN?

Eine prophetische Frage! Schwer zu sagen … ich würde mir aber wünschen, dass Kooperationen noch intensiver und selbstverständlicher werden. Dass die Alanus draußen in den Kommunen und Gemeinden noch bekannter und als echter Partner angesehen wird, dazu würde ich gerne beitragen. Ich wünsche mir, dass mit meinem Zutun der Campus noch mehr zu einem Labor und einem Partnerstandort wird, wo Studierende Interdisziplinarität erleben, wenn wir beispielsweise in einem Freilandlabor gemeinsam mit der Landwirtschaft über die Zukunft diskutieren. Ich wünsche mir, dass Studierende erkennen, dass sie nicht nur Häuser bauen, sondern dass unsere Profession in ganz viele Bereiche hineinwirken kann. Dass wir Orte, die scheinbar nichts mit Architektur zu tun haben, wie zum Beispiel eine Mülldeponie, weiterentwickeln und qualifizieren können. Dass wir dabei immer wieder neue Kooperationen eingehen mit Handwerker*innen und  Menschen unterschiedlichster Fachrichtungen. Dass wir keine Angst vor uns unbekannten Themen haben, dass wir nie aufhören dazu   und voneinander zu lernen, um dann gemeinsam immer wieder neue Dinge zu entwicklen und Grenzen zu überschreiten.

LIEBER WOLFGANG, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH UND ALLES GUTE FÜR DIE ZUKUNFT!