Das IPA und seine Projekte
Vor fünf Jahren hat der Fachbereich Architektur das „IPA“ gegründet – das Institut für Prozessarchitektur. Eine gemeinsame Denkwerkstatt, die den Beteiligten eine Plattform für Austausch und kritische Diskussion zum Thema Prozessarchitektur bietet.
Das IPA hat ein besonderes Profil: Mitglied können nicht nur Angehörige des Fachbereichs Architektur werden, sondern auch Studierende und externe Experteninnen. Das IPA ist ein loser Zusammenschluss ohne Rechtsform und eigenes Budget. Es wird getragen vom Engagement seiner Mitglieder und der gemeinsamen Motivation, Projekte zu realisieren. Es bündelt eine schlagkräftige Mischung von Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Lehrenden, die gemeinsam Ideen, Projekte, Publikationen und Veranstaltungen entwickeln.
Seit der Gründung hat sich einiges getan. Das IPA hat Projekte angeschoben, an zahlreichen Veranstaltungen mitgewirkt und sein Profil geschärft. Das IPA engagiert sich in unterschiedlichsten Konstellationen in einer bunten Vielfalt von Formaten und Projekten – individuell gesteuert durch das Engagement seiner Mitglieder.
Durch die Einschränkungen der Corona-Krise hat der IPAinterne Austausch etwas gelitten – zunächst waren Krisenmanagement und Digitalisierungsstrategien in den einzelnen Projekten gefragt. Passiert ist trotzdem Vieles, wie ein beispielhafter Blick in ausgewählte Projekte und Themenschwerpunkte zeigt.
PARTIZIPATION PHASE NULL – QUALIFIZIERUNGS- UND BETEILIGUNGSPROZESSE ZUR BAULICHEN ENTWICKLUNG VON SCHULEN
Das IPA begleitet wiederkehrend Waldorfschulen in ganz Deutschland in frühen, vorbereitenden Projektentwicklungsphasen zu anstehenden Planungs- und Bauaufgaben. Impuls annähernd aller schulischer Projektkooperationen ist das Bedürfnis, die weitere bauliche Entwicklung aus der Schulgemeinschaft heraus zu gestalten und zu qualifizieren, um die Bauprojekte dadurch in der Schulgemeinschaft zu verankern und deren breite Getragenheit sicherzustellen.
Als Rahmen der Zusammenarbeit hat sich eine maßgeschneiderte Abfolge von vier bis fünf thematisch strukturierten, eintägigen Werkstätten als besonders produktiv und zielführend herausgestellt.
Inhaltlicher Startpunkt der Zusammenarbeit ist ein intensiver Austausch zur Idee und pädagogischen Identität der Schule und eine Reflektion ihrer baulichen Genese bis zur gegenwärtigen Raumsituation. Die anschließenden Arbeitsschritte der partizipativen Projektqualifizierung sind vielfältig, fokussieren die spezifischen Fragen der Schule und beinhalten in unterschiedlicher Gewichtung folgende Formate und Themen:
• analytische Arbeitsformate zu Gebäudebestand, Raumnutzung und Raumbedarfen
• dialogische Qualifizierung und Quantifizierung ergänzender
Raumprogramme
• gemeinschaftliche Entwicklung alternativer Szenarien der baulichen Entwicklung
• Begleitung zu Fragen der Schulbauförderung inkl.
Budgeteinschätzungen
• Definition anstehender Bauaufgaben anhand von Leitideen und Referenzprojekten
• Redaktion der Aufgabenstellung und Moderation der Auswahlprozesse in Wettbewerben
Seitens der Schulen sind im Idealfall alle Teile der Schulgemeinschaft (Schüler*innen, Eltern, Pädagogeninnen,
Mitarbeiter*innen, Vorstände) beteiligt.
Das begleitende Team des IPA umfasst in wechselnden Kombinationen studentische und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen sowie Lehrende des Fachbereichs Architektur. Je nach Bedarf werden Planungsbüros aus dem Umfeld des IPA und der Projektpartnerinnen eingebunden. Projektpartnerinnen waren die Freie Waldorfschule (FWS) Werder an der Havel (2018), FWS Hof (2019) und FWS Rosenheim (2020).
Projektbeteiligte seitens des IPA waren Prof. Swen Geiss, Dipl.-Ing. Miriam Hamel, Simon Koolmann MA, cand. arch. Frederic Hormesch und cand. arch. Jan Tietz.
AKTEURSNETZWERK BAUKULTUR NRW
Die Landesinitiative Baukultur Nordrhein-Westfalen treibt seit 2020 ihre Pläne wieder voran, ein aktives Netzwerk der Baukultur-Akteure in Nordrhein-Westfalen zu stärken
und in seiner Arbeit zu begleiten. Es gilt, die landesweit große Vielfalt und Bandbreite der Akteurinnen, Projekte und Themen sichtbar zu machen, miteinander zu vernetzen und Synergien zu erzeugen. Denn eine lebendige Baukultur kann es nur dort geben, wo sich engagierte Akteurinnen einmischen, mitdiskutieren und mitmachen!
Das IPA– vertreten durch Florian Kluge – ist als enger Partner von Baukultur NRW maßgeblich an der Konzeption, Organisation und Moderation der Veranstaltungsreihe beteiligt, die nun über mehrere Jahre fortgeführt werden soll, um das Netzwerk zu etablieren.
Beim Ende November 2020 durchgeführten digitalen Netzwerktreffen mit rund 40 Teilnehmer*innen standen die folgenden Fragen im Vordergrund: Welche Baukultur-Themen beschäftigen die Akteure?
Welche Formate bieten sich zur gemeinsamen Arbeit an und wie kann Baukultur NRW die Akteure unterstützen? Aus den erarbeiteten Erkenntnissen heraus sollen im Netzwerk konkrete Projekte, Veranstaltungen und Initiativen entwickelt werden. Dafür sind in 2021 drei weitere Akteurstreffen geplant: Das IPA wird dabei sein – im landesweiten Netzwerk verankert!
BAUKULTURREGION ALPENVORLAND
Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit
im Rahmen des BBSR Forschungsprojekts „Baukultur konkret“ (2013-2017) hat das IPA mit den bewährten Partnern Büro für urbane Projekte (Leipzig) und LandLuft – Verein zur Förderung von
Baukultur in ländlichen Räumen (Moosburg, AT) erneut ein großes Projekt an Land gezogen: Das Projekt „Baukulturregion Alpenvorland“ bündelt mit einer Laufzeit von drei Jahren (2020-2022) und einem Budget von über 700.000,- Euro eine Vielzahl von Akteuren: Drei Landkreise – Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Rosenheim – haben sich zusammengetan, um dieses gemeinsame Projekt aus der Taufe zu heben und sich als Baukulturregion zu etablieren. Die Gemeinden Bad Aibling, Bad Feilnbach, Dietramszell, Gmund, Holzkirchen, Kiefersfelden, Neubeuern und Samerberg sind die Säulen des LEADER-Projekts,
dessen Ziel es ist, Baukultur als ein zentrales Thema in Gemeinde und Region zu verankern. Das Forschungs- und Beratungsteam begleitet die Kommunen auf diesem Weg, und entwickelt mit den Landkreisen eine Strategie für die gesamte Region.
Die Arbeit vor Ort findet auf zwei Ebenen statt. Zum einen werden mit Vertreterinnen der Gemeinden Workshops und Exkursionen zur Baukultur Sensibilisierung und zur Vertiefung eigener Schwerpunkte durchgeführt. Zum anderen dienen öffentliche Formate dazu, die Bevölkerung einzubeziehen und die Orte miteinander zu vernetzen. In großen Baukulturwerkstätten werden die (Zwischen)Ergebnisse präsentiert, diskutiert und weiterentwickelt. Das Projekt und die Baukulturregion – gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums – sind damit Vorreiter im deutschsprachigen Raum. Diese Liste zeigt nur einen Ausschnitt – sie ließe sich weiter ergänzen, um weitere Veranstaltungen, Forschungsaktivitäten und Kunstinterventionen. Der Blick auf diese drei ganz unterschiedlichen Themenbereiche zeigt aber bereits die Vielfalt des Tätigkeitsspektrums des IPA. Dies gilt es weiter auszubauen, um Institut, Fachbereich und Hochschule weiterhin in einem breiten Netzwerk mit starken Partnerninnen zu positionieren. •