Architekturbiennale 2018

freespace ⏤ Architekturbiennale Venedig 2018

Exkursion vom 02. bis 07.09.2018
Text / Fotos: Prof. Willem-Jan Beeren

Alle zwei Jahre pilgert die Architekturwelt nach Venedig, um sich auf der Architekturbiennale einen aktuellen Überblick zu verschaffen über das weltweite Architekturgeschehen. Natürlich zieht es uns auch jedes Mal wieder dahin, um nicht nur den besonderen Zauber und unaufhaltsamen Verfall der Lagunenstadt zu erleben, sondern auch um uns mit den Fragen, die die KuratorInnen an die Architektur stellen, auseinander zu setzen.

2018 haben die Architektinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara unter dem Motto „Freespace“ die Frage nach dem Freiraum in der Architektur gestellt. Dabei ging es ihnen nicht in erster Linie um den physischen Umraum der Architektur, sondern vor allem um die Chance, mit jedem Projekt einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, einen „freien Raum“ als Potential für gemeinschaftlichen oder individuellen Wandel.

In ihren eigenen Worten ausgedrückt bedeutet das:

„FREESPACE beschreibt die Freigebigkeit des Geistes und den Sinn für Menschlichkeit als Grundlage der der Architektur. Es geht immer um den Raum und seine Qualität.
FREESPACE konzentriert sich auf die Fähigkeit der Architektur, denen, die den Raum nutzen, kostenlose räumliche Geschenke zu machen und die unausgesprochenen Wünsche von Fremden vorwegzunehmen.
FREESPACE feiert das Können der Architektur, in jedem Projekt einen Mehrwert und eine Großzügigkeit zu entdecken – selbst im allerprivatesten, abwehrenden, ausschließenden und finanziell noch so beschränkenden Rahmen.
FREESPACE verstärkt die kostenlosen Gaben der Natur, das Licht – Sonne, Mond, Luft, Schwerkraft, Materie, die natürlichen und die menschengemachten Ressourcen.
FREESPACE ermutigt zu neuen Wegen des Denkens, die Welt mit anderen Augen zu sehen, Lösungen überall dort zu finden, wo sich Architektur um das Wohl und die Würde jedes Bewohners dieses verletzlichen Planeten dreht.
FREESPACE kann ein Raum der Möglichkeiten sein, ein demokratischer Raum, ohne Programm, einem Gebrauch zugänglich sein, der noch nicht erdacht worden ist. Ob gewollt oder nicht, zwischen Menschen und Bauwerk gibt es immer eine Verbindung, Gebäude selbst finden einen Weg, sich den Leuten mitzuteilen und über die Zeiten hinweg zu dienen, lange nachdem der Architekt die Bühne verlassen hat. Architektur hat ein aktives wie ein passives Leben.
FREESPACE beinhaltet die Freiheit sich vorzustellen, den freien Raum der Zeit und Erinnerung, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander zu verbinden, auf ererbten kulturellen Schichten aufzubauen, das Archaische mit dem Zeitgenössischen zu verweben.“
Yvonne Farrell und Shelley McNamara, Kuratorinnen der 16. Architekturbiennale

Die Architekturbiennale in Venedig ist immer wieder eine organisierte Zumutung: Viele (zu viele?) Eindrücke, viele Beiträge, viele Fragen, viele Antworten. Aber was bei dieser Biennale als Eindruck bleibt, ist das Gefühl, daß Architektur im Sinne von FREESPACE eine zentrale Kulturleistung darstellt, die mit darüber entscheidet, ob Gesellschaft „gelingen“ kann. Für die Studierenden ist es eine gute Gelegenheit, sich mit den Vorstellungen über die eigene Zukunft mit und in der Architekturbranche international zu verorten und in die laufenden Fach-Diskurse weiter einzusteigen.

…Wir kommen wieder!